Der Pinien­prozessions­spinner in Portugal und Spanien

zuletzt bearbeitet am 7.2.2016, Lesezeit etwa 6 Minuten

Die Prozessions­spinner­raupe (Thaumetopea pitycampa) ist in diesem Jahr 2016 schon früh in Portugal und Südspanien unterwegs. An dieser Stelle daher ein Warnruf an alle Spaziergänger und Hundebesitzer.

Übersicht:

Dieses Jahr haben die Pinien­prozessions­spinner­raupen schon Mitte Januar begonnen, ihre Nester zu verlassen. Vermutlich aufgrund der milden Temperaturen sind sie in ihren langen Prozessionen auf den Straßen und Wegen unterwegs.

Dabei stellen sie eine Gefahr für Mensch und Tier dar.

Woher kommen diese Raupen?

Im Sommer, hauptsächlich im Juli und August, legen Falter auf Pinienbäumen und anderen Kieferarten ihre Eier ab. Bis zu 250 Eier legt ein Schmetterling in ein Gespinst. Durch die Wärme in diesem watteartigen Gebilde entwickeln sich langsam daraus die kleinen Raupen. Im Winter verlassen diese nachts ihr Nest, um an den Nadeln der Bäume zu nagen und zu wachsen. Die Raupen verlassen immer nur kurzfristig ihr Nest und sind tagsüber nicht zu sehen.

Wie erkenne ich die Nester?

Die Nester liegen meist an den wärmsten Stellen des Baumes, hoch oben im direkten Sonnenlicht. In den Baumkronen und an den Astspitzen kann man die weißen Gespinste leicht ausmachen.

In den Nestern befinden sich mehrere Dutzend Raupen. Hier ein Bild eines typischen Nestes.

Solange die Raupen nicht ausgewachsen sind, können diese Nester leicht von einem starken Wind weggeweht werden. Deshalb findet sich auch das ein oder andere Nest weit ab von Pinienbäumen.

Wann sind die Raupen unterwegs?

In Portugal und Südspanien verlassen die Prozessions­spinner­raupen mit Beginn der wärmeren Temperaturen ihre Nester.

Da die Temperaturen auch im Januar 2016 wieder mehr als 20 Grad Celsius erreicht haben, sind nun schon die ersten Prozessionen auf dem Boden zu sehen.

Warum sind die Prozessions­spinner­raupen so gefährlich?

Zum Schutz gegen ihre natürlichen Feinde haben die Raupen an der Außenseite feine, für das menschliche Auge kaum sichtbare Haare. Die Härchen sind hochgiftig. Kommt ein Mensch mit ihnen in Berührung, können allergische Reaktionen die Folge sein.

Vom einfachen Hautausschlag bis zum Asthmaanfall ist alles möglich. Besonders Menschen, die zu Allergien neigen, müssen mit extremen Reaktionen ihres Körpers auf die Berührung mit den Härchen rechnen.

Problematisch ist insbesondere, dass die Härchen in kleinen Wolken um den Baum herumschweben. Wie gesagt, sind diese giftigen Härchen für Menschen kaum zu erkennen. Ein tiefer Atemzug und sie können tief in die Lunge eindringen.

Wie erkenne ich die Prozessions­spinner­raupen?

Die Raupen sind etwa 4 bis 5 cm lang. Unverwechselbar sind sie durch ihre Eigenart, sich in langen Prozessionen auf den Weg zu machen. Bis zu 30 Tiere folgen dem Leittier und sehen von oben einer Schlange ähnlich. Diese Prozession haben wir auf einem Campingplatz in Portugal aufgenommen.

Diese Prozessions­züge finden sich hauptsächlich in der Nähe von Pinien. Die Raupen verlassen am Ende des Winters ihre Nester, um sich im Boden einzugraben. In bis zu 20 Zentimeter Tiefe verpuppen sie sich, um als Falter wieder an die Oberfläche zu kommen und ihr zweites Leben zu beginnen.

Die Raupen legen auf ihren Prozessions­zügen teilweise beachtliche Entfernungen zurück, so dass man sie auch in gehörigem Abstand zu Pinien findet.

Welche Gefahr besteht für meinen Hund?

Die allergischen Reaktionen der Menschen auf die feinen Härchen haben wir bereits oben beschrieben.

Für Haustiere, insbesondere Katzen und Hunde, ist eine Begegnung mit den Prozessions­spinner­raupen noch weitaus gefährlicher als für den Menschen.

Wenn Hund oder Katze an den Raupen schnuppern, können sich die feinen Härchen an der Schnauze anlagern. Dort wirkt das Gift sofort. Atmet das Tier die Härchen direkt ein oder leckt sich die mit den Härchen bedeckten Pfoten, treffen die Giftstoffe die Zunge des Tieres. Die Atemwege des Hundes oder der Katze schwellen soweit an, bis keine Luft mehr in die Lungen gelangen kann. Durch das starke Gift können zudem Teile der Zunge oder auch die ganze Zunge absterben.

Oft kann das Tier durch eine Teilamputation der Zunge gerettet werden. Aber viele Tiere ersticken qualvoll.

Wenn Sie mit Ihrem Hund in Portugal oder Spanien unterwegs sind, sollten Sie daher genau auf Pinienbäume und die Prozessions­spinner­raupen achten, um Ihrem Liebling ein solches Schicksal zu ersparen.

Was kann ich tun, wenn ich oder mein Hund Kontakt mit den Raupen hatte?

Sollten Sie persönlich Kontakt mit den feinen Härchen gehabt haben, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Dies gilt insbesondere, wenn Sie Asthmatiker sind. Gegen die auf der Haut auftretenden Ausschläge helfen meist Kortisonsalben. Nach drei Wochen sind die Symptome meist abgeheilt.

Sollte Ihr Hund oder ihre Katze betroffen sein, sollten Sie sofort den Tierarzt aufsuchen. Verlieren Sie keine Zeit, denn jede Minute zählt. Sind erst Zunge oder Atemwege angeschwollen, kommt meist jede Hilfe zu spät und das Tier verendet qualvoll.

Was kann ich vorsorglich tun?

Wenn Sie in den betroffenen süd­europäischen Ländern unterwegs sind, sollten Sie von Januar bis Ende April auf die Prozessions­spinner­raupen achten.

Gegebenen­falls sollten Sie Kiefernwälder meiden. Lassen Sie den Hund nicht von der Leine, wenn in der Nähe Pinienbäume sehen.

Wenn Sie in einer Gegend mehrere Tage bleiben, sollten Sie sich zur Sicherheit schon vorab die Adresse eines Tierarztes aufschreiben, um diesen unverzüglich anrufen oder aufsuchen zu können.

Notfallcheckliste

  • Bleiben Sie ruhig. Sie müssen vernünftig handeln. Panik hilft nicht weiter. Weder Ihnen noch ihrem Tier.
  • Versuchen Sie nicht, die Härchen selbst zu entfernen. Sie verteilen Sie nur über größere Flächen und erhöhen die Gefahr.
  • Wenn möglich, verhindern Sie, dass Ihr Hund weiter seine Pfoten ableckt. Es könnten noch mehr Härchen in seine Schnauze gelangen.
  • Suchen Sie sofort einen Arzt auf. Verschwenden Sie keine Zeit. Rufen Sie ein Taxi. Oder lassen Sie sich eines herbeirufen. Taxifahrer können Sie schnell zum nächstgelegenen Arzt bringen.
  • Verschwenden Sie keine Zeit mit dem Suchen nach Ärzten, dem Organisieren einer Fahrgelegenheit oder Abwarten. Handeln Sie sofort. Für Ihr Wohl und das Wohl Ihres Tieres.

Fazit

Die Prozessions­spinner­raupe ist für Mensch und Tier gefährlich. Meiden Sie von Januar bis April größere Ansammlungen von Pinienbäumen. Achten Sie auf die Prozessions­züge am Boden.

Meiden Sie die Raupen, dann werden Sie Ihren Urlaub unbeschwert genießen können.

Übrigens sind die Pinien­prozessions­spinner verwandt mit dem Eichen­prozessions­spinner, der in Deutschland sein Unwesen treibt und dort die gleichen Symptome bei Mensch und Tier auslösen kann.